Eigentlich sollte “Oexe” bereits am letzten Freitag, den 30. März ins Wasser. Am Dienstag den 27.3. wollte ich dann “eben schnell” das Unterwasserschiff malen. Daraus wurde dann allerdings eine etwas größere Aktion:
An einigen Stellen blätterte die Farbe komplett ab und zum Vorschein kam schwarzes, klitschenasses Holz (Torf?!). Nun gab es zwei Möglichkeiten: “Pfuschen” und die Farbe abkratzen, 2 Wochen trocknen lassen und grundieren und überpinseln, oder den Kiel einmal richtig erneuern. Ich habe mich für letzteres entschieden.
Freitag, 30. März 2007:
Lena und ich haben frei und uns vorgenommen, den alten Kiel zu entfernen: Wir haben uns den elektrischen Fuchsschwanz von meinem Großvater ausgeliehen und dafür ein Sägeblatt, dass sowohl Holz, als auch Metall sägen soll, gekauft.
Zuerst wird Oexe mit Hilfe der Stützen des Trailers um nach oben “gekurbelt”, sodass der Kiel auf ganzer Länge etwa 2cm in der Luft hängt. Vorm Kiel wird zur Entlastung des Schiffs ein Bock untergestellt; hinten Stütze ich den leicht über das Kielbrett rausstehenden Gussballast mit etwas Pallholz. Nun wird grob angezeichnet, wo wir die Kielbolzen vermuten. Links und rechts davon bohren wir mit einem 20mm Holzbohrer durch das Totholz bzw. den Außensteven. Anschließend sägen wir immer von einem zum anderen Loch durch Holz und Kielbolzen mit dem Fuchsschwanz. Ob wir sägen oder der Fuchsschwanz uns schüttelt vermag ich nichtmehr genau zu sagen, es war nicht sehr angenehm!
Nachdem der letzte Bolzen durchgesägt war gab es gegen 10 Uhr einen dumpfen Schlag und Kiel und Schiff waren getrennt. Der erste Erfolg für den Tag!
Wir beginnen, den Kiel Stück für Stück nach hinten herauszuschieben. Gott sei dank ist das Kielbrett abschüssigig. So kann man mit einem Meißel vorne etwas hebeln und der Kiel rutscht Zentimeter für Zentimeter nach hinten, wo er auf einem Möbelhund aufliegt. Während der Aktion muss der Möbelhund mit einem Wagenheber mehrmals verrückt werden.
Nun fahren wir den Kiel auf die Terasse und legen ihn erstmal hin. Dabei bricht schon ein Teil des total verrotteten Holzes ab. Nun ist auch meine Mutter die noch an der Aktion zweifelte von deren Notwendigkeit überzeugt.
Es ist kurz vor 12 Uhr und ich will noch die Zeit bis zur Mittagsruhe nutzen um die Taschen für die Bolzen aufzustemmen. Ich hatte das bereits am Vortag vorsichtig mit einem Meißel probiert und schnell aufgegeben. Mit dem teuersten Betonbohrer, den ich bei Bauhaus auftreiben konnte, und der Bohrmaschine ging es nun los. Der Bohrer ist sein Geld absolut wert!
Während ich das meiste erstmal “gelöchert” habe, hat Lena den nun brüchigen Beton mit Hammer und Meißel rausgestemmt. Pünktlich zur Mittagspause waren wir fertig.
Nun wurde das Holz durch eintreiben von Spaltkeilen nach oben abgezogen und ich begann die Bolzen aus dem Guss zu prügeln. Bei drei Stück hatte ich auch Erfolg. es fehlt nur noch der 2. und 3. Bolzen. Damit beendeten wir unser Tageswerk bei einem Bierchen.
Samstag, 31. März 2007:
Nach mehr oder minder einem ganzen Tag Hämmerei ist auch der 3. Kielbolzen rausgeschlagen. Nun sitzt nur noch der 2. unverrückbar an seiner Position. Da sich die Mutter in der Tasche abschrauben lässt will ich ihn unter der Woche mit einem Freund mit Stahlkeilen “hochkeilen”.
Außerdem habe ich angefangen Farbe und Rost mit einer “Perago-Scheibe” zu entfernen.
Montag, 2. April 2007:
Der letzte Bolzen ist raus! Zwar mussten wir das Biest letztendlich ausbohren aber er ist weg! (Sven, danke für die Hilfe!)
Dienstag, 3.April bis Freitag, 6.April 2007:
In diesen Tagen hat sich wenig getan, ich habe angefangen die Bolzen, die noch in dem Teil des Totholzes, der sich noch am Schiff befindet zu Entfernen. Drehen tun sich mittlerweile alle bis auf den Vordersten. Drin stecken sie aber auch noch. Verrückt: Einer der hinteren Bolzen die diagonal durchs Totholz verlaufen endet genau UNTER der letzten Bodenwrange, die ich nun auch ausgebaut habe.
Nebenher versuche ich Holz zu bestellen. Habe dem Händler gesagt was ich brauche. Der wollte nun mit seinem Großhändler klären, was der im Lager hat. Irgendwie dauert das. Sehr ärgerlich. Ist echt schwer, Eiche zu bekommen.
Gewindestangen hab ich bei Ebay bestellt weniger als 13 Euro für 1m M20! Allerdings nur V2A aber wen stört das im Kiel? In der Gerbsäurebeständigkeit tut sich bei V2A und V4A nix! Und die alten Stahlbolzen haben auch 71 Jahre gehalten!
Morgen kann ich endlich wieder Krach machen. Blöder Feiertag 😉 Dann soll das restlich Holz am Schiff weg. Ich hoffe ja, dass ich den Innensteven nicht tauschen muss. Allerdings werde ich das wenn in zwei Schritten machen: Erst außen fertig, dann innen anfangen.
Samstag, 7. April 2007:
Nachdem ich dem Kiel sämtliche Bolzen “ausgetrieben” habe ist jetzt das gesamte Holz bis zu den Planken weg. Die meisten Bolzen ließen sich oben an der Mutter relativ leicht drehen. Dabei rieselte Rost in Massen nach unten raus. Nach ein paar Umdrehungen konnt man die Bolzen dann leicht nach oben durchschlagen. Bei zwei der Diagonalen Bolzen von Achtersteven war das zu anstrengend und ich habe oben die Mutter abgeflext und sie nach unten geschlagen (nach unten hämmert es sich besser – Schwerkraft, geile Sache!). Lediglich der vorderste Kielbolzen ließ sich nicht bewegen. Letztendlich hab ich mit einemteleskop-Radmutterschlüssel das Ding getdreht und danach geschlagen bekommen. Leider habe ich dabei die Wrange regelrecht gesprengt. Die werde ich auch austauschen müssen.
Gott sei Dank habe ich am Freitag Jürgen getroffen und die Adresse von Holz-Albrecht bekommen (http://www.holz-albrecht.de/). Der ist billiger und hat Stammware vorrätig!
Montag, 9. April 2007:
Hatte von einen Anruf von Kurt Schulze, der nach einem Tipp von Hartwig diesen Bericht gelesen hat. Er meinte, man könne das Totholz aus Kiefer machen. Klasse Idee, dann brauch ich nicht ganz so viel Eiche! Und das Hobeln und Sägen macht bei Kiefer auch mehr Spaß. Vielen Dank noch mal für den Anruf, Kurt! Habe mich echt gefreut! Morgen geht’s zu Bauhaus, Kiefer erlegen!
Dienstag, 10. April 2007:
Habe im Forum ein Thema eröffnet für alle Diskussionen rund um meine Arbeiten; also, wer Kommentare hat:
(Anm: Archiv->Altes Forum)
Anrufen dürft ihr mich natürlich auch 😉
Mittwoch, 11. April 2007:
Endlich habe ich das Holz. Ein zierliches Eichenbrett von 3,90m Länge, 70cm Breite und 52mm Dicke. Außerdem 2 Kanthölzer für das Totholz aus Kiefer. Gar nicht so einfach, die Eiche auf dem Autodach zu fahren und vor allem da wieder runter zu bekommen (rauf ging’s mit dem Gabelstapler).
Damit hab ich nun genug Material um mich die nächsten Tage zu beschäftigen und Sägeblätter zu ruinieren.
Donnerstag, 12. April 2007:
Die ersten neuen Holzteile sind in Arbeit! Endlich mal was Produktives! Angefangen hab ich mit dem Totholz zwischen Kiel, Rudersteven und Gusskiel. Zuvor habe ich ein Eichenbrett, dass später auf dem Totholz und dem vorderen Teil des Gusskiels aufliegen soll grob zugesägt. Dafür habe ich den alten Steven auf meine Eichenbohle gelegt und mit Reserve die Form der waagerechten Ebene angerissen und anschließend freihand mit der Kreissäge ausgesägt. Das Teil habe ich dann mit Schaubzwingen auf dem Guss fixiert.
Dann habe ich ein Brett provisorisch mit der Schraubzwinge an diesem Holz und dem Guss unten befestigt, dort wo später der Rudersteven aus Eiche hin soll. Nun konnte ich anfangen die Kanthölzer des Totholzes anzupassen.
Leider muss ich die Gährungsschnitte alle von Hand sägen, da die Kreis- und Kappsäge säge nicht genug Schnitttiefe haben und die Stichsäge bei der Stärke nicht rechtwinklig genug sägt. Der Elektrohobel ist eine gute Hilfe!
Ist ein gutes Gefühl erstmals abends wieder “mehr” zu haben als morgens!
Dienstag, 17.April bis Freitag, 20.April 2007:
Stück für Stück habe ich die Löcher für die Kielbolzen ins Totholz gebohrt. Dafür habe ich oben die Position der Löcher vom alten Totholz ausgemessen. Das war gar nicht so einfach, da es eher “Krater” als Löcher waren. Unten habe ich die Position am Ballast ausgemessen. Wie zu erwarten waren die Bolzen natürlich nicht parallel. Das wäre ja auch zu einfach. und rechtwinklig zur Oberkannte des Totholzes waren sie also auch nur ungefähr (+/- 2°).
Also habe ich auf der Außenseite angezeichnet, wo denn der Bolzen verlaufen soll und die einzelnen Kanthölzer so ausgerichtet, dass die Linie rechtwinklig zur Grundplatte des Bohrständers waren. Das ganze hat dann ziemlich gut geklappt.
Donnerstag und Freitag habe ich die Schichten mit Pantera miteinander verklebt. Ich habe mich für eine elastische Verleimung entschieden um zu verhindern, dass die Fugen aufreißen wenn das Holz arbeitet. Den Tipp hatte ich von Kurt Schulze bekommen. Da hier lediglich Druckkräfte auf die Fugen wirken hätte man sich auch überlegen können, die Hölzer einfach nur aufeinander zu schichten, aber das hätte die Montage erschwert.
Nachdem ich die Oberflächen alle plangehobelt hatte habe ich dick die Dichtmasse aufgetragen und mit einem Zahnspachtel verteilt. Ich verwende einen Zahnspachtel aus Kunststoff, der war der billigste. Im Nachhinein hat sich herausgestellt dass sich sort die getrocknete Dichtmasse problemlos abreiben lässt.
Zum fixieren habe ich die Bolzen provisorisch angezogen und ein paar Schraubzwingen gesetzt. Zum Glück habe ich zwei große Schraubzwingen, sonst hätte das nicht funktioniert.
Samstag, 21.April 2007:
Das Totholz ist fertig gehobelt. Dazu haben wir den verklebten Block auf den Ballast gelegt und unten die Form angerissen. Oben haben wir die Stärke vom alten Totholz übertragen. Schließlich hieß es hobeln, viel hobeln. Immer wieder mit dem Stahlwinkel peilen, ob auch keine unebenheiten da sind. Zum Schluss mit nur einem Viertel Milimeter Hobeltiefe alles glätten.
Danach haben wir die Eichenbohle zersägt. Zuvor hatte ich mir alle Teile, die ich brauche notiert und angerissen. Das bedeutete einiges an Puzzlen. Der der guten, neuen Kreissäge war das eigentliche Zersägen problemlos.
Leider hatten wir recht viel Verschnitt, da wir die mittlere “Scheibe” des Stammes hatten und so das Kernholz nicht verwenden wollten. Dafür haben wir in den übrigen Stücken nahezu immer stehende Jahresringe.
Dienstag, 24. April 2007:
Nachmittags habe ich die ersten drei von insgesamt fünf Schichten Eiche für dem Steven mit Sikaflex 292 verklebt.
Später konnte ich mit durchs Svens Hilfe angeschliffenem Bohrer das Loch des hintersten Kielbolzens auf 16mm aufbohren. Im Anschluss wurde gegrillt und bei der Gelegenheit auch gleich der erste Teil des Eichenverschnitts, insbesondere das Splintholz, verbrannt.
Montag, 30. April 2007:
Nachdem ich im Laufe der letzten Woche die Eichenstücken für den Steven aufeinandergeklebt habe ging es nun daran, diesen großen, unförmigen Klotz in Form zu bringen. Angefangen mit der konkaven Wölbung auf der Oberseite. Am liebsten hätte ich das mit dem Elektrohobel gemacht aber der kommt bei der starken Wölbung nicht mit. Also: Quer mit der Kreissäge und der richtigen Schnitttiefe einsägen und anschließdend Stecheisen und Hammer. Und los ging’s… Nach etwa 20min tat der Oberarm deutlich weh. Ich wechselte auf einen kleineren Hammer. Zwischendrin: Stecheisen schärfen.
Gegen abend war dann doch das meiste getan. Nun soll das ganze noch mit dem Bandschleifer geglättet werden.
25. Mai 2007:
In den letzten Wochen bin ich wenig zum Arbeiten gekommen. Hauptgrund sind gesungheitliche Probleme in meiner Familie und in der Familie meiner Freundin. Irgendwie hab ich da keine Lust, selbst wenn die Zeit da ist.
Dann waren da mindestens 2 Tage wo ich grade das Teil für den neuen Steven auf die Terasse getragen hatte und natürlich prompt der Regen einsetzte. Mal sehen wie es weitergeht. Die verbeleibenden Arbeitsschritte sind überschaubar. Ich habe nächste Woche frei, mal sehen was ich da schaffe.
26. Mai 2007:
War ja wieder klar: Kaum hatte ich heute morgen den Steven auf der Terasse und den Hobel angeschmissen um die Spunung zu hobeln setzte der Nieselregen ein – also wieder in die Garage mit dem Teil und Späne zusammenfegen. Vielleicht stell ich nachher noch ein paar Bilder ins Netz.
13. Juni 2007:
So jetzt geht’s fleißig weiter. In den letzten Wochen stand leider noch einer Beerdigung und ein danach nötiger Kurzurlaub an der Nordsee an.
Seit gestern käpfe ich mit den Bolzen, die das Knie am Spiegel mit dem Spiegel verbinden. Das Knie soll raus, um an den Innesteven zu kommen. Ich hasse nicht gammeliges Holz. Wie soll man da den Bolzen rauskriegen?? Erst drinnen Mutter abgeschraubt, draußen Propfen entfernt. Dann von innen mit Hammer – nix passiert, Schiff wackelt. Dann von außen Mutter aufgebohrt und von außen geschlagen. Keine Chance. Eigentlich wollte ich das Knie erhalten. Leider gucken die Bolzen nur etwa 10mm aus dem Knie innen raus.
Jetzt erst mal essen…
Sieg! Das Knie is raus! (Dafür tun mir beide weh – vom Knien auf der Wrange)
Allerdings sitzt der eine Bolzen immernoch bombenfest im Achtersteven und da kann er meinetwegen auch bleiben. Letztentlich habe ich den Spalt zwischen Knie und Achtersteven mit mehreren Stecheisen auf 2mm aufgekeilt und dann den ersten Bolzen mit der Stichsäge gekappt. Dann mit Spaltkeil auf ca. 1,5cm aufgekeilt und auch den zweiten Bolzen durchgesägt. Dieser ging sogar aus dem Achtersteven raus!
25. Juni 2007:
In den letzten Tagen habe ich mit dem Innensteven gekämpft. Er sollte raus. Möglichst ohne Schaden an den Planken. Was war ich froh, dass Holz schrumpft wenn es trocken ist! So konnte ich in den entstandenen Spalt zwischen Innensteven und Planken mit dem Fein Multimaster eines Freundes (Danke, André!) mühelos die Schrauben durchtrennen. Auch das Ausbauen der Bodenwrangen zuvor war damit kein Problem. Geplant hatte ich den Innensteven von Spiegel bis Hinterkante Kajütdach (von hinten) herauszunehmen. Als ich denn glaubte alles los zu haben und der Steven nur noch herausgenommen werden musste ging die Arbeit erst richtig los. Es bewegte sich gar nix. Zwei Stunden und ein Dutzend weiterer Schrauben, die ich noch gefunden habe, später lies er sich dann am im vorderen Bereich anheben. Hinten saß er immernoch fest. Leider war das Sägeblatt stumpf.
Also zu Bauhaus, neues Sägeblatt und am nächsten Tag weiter gewerkelt. Dann nachdem ich mehrmas kurz vorm Aufgeben war der Sieg über die alte Eiche! Und der Durchblick auf den Boden…
Als ich mir den alten Steven genauer betrachtete stellte ich fest, dass er nicht durchgehend torfig war und noch relativ gute Substanz hatte. Nicht dass man ihn nicht hätte tauschen wollen, wo man doch eh grade dabei ist, aber für so altes Holz fand ich das erstaunlich. Auch die Tatsache , dass die Jahresringe im Profil gut einen Viertelkreis beschreiben. Und trotzdem hat er 70 Jahre durchgehalten.
24. September 2007:
Aufrgund einer langen Pause und um diesen Bericht nicht unendlich in die Länge zu ziehen, habe ich einen neuen Text für die weiteren Arbeiten begonnen.