Mast stellen – Welche Möglichkeiten gibt es

J-413

Beiträge: 20

Samstag, 1. Mai 2010 16:55 h
Moin zusammen,
erstmal möchte ich hier alle herzlich grüßen; denn ich bin neu in der Runde mit meinem J-413 Juniorboot (Der Voreigner war damit übrigens auf eigenem Kiel von Frederikshavn bis Afrika und zurück!!!). Zur Zeit bin ich noch dabei zu renovieren und muss meinen Wassertermin wohl etwas korrigieren, denn es ist doch mehr zu tun als zunächst angenommen, aber ich bin guten Mutes, denn das Boot ist in einem richtig guten Grundzustand. Seasons End soll nun Renovierungs End sein. Ich frage mich jetzt wie ich den Mast stelle, denn es geht ja nicht wie bei einem Jollenkreuzer oder ähnlichen Booten, wo man den Mast, der in einem Koker oder Mastfuß drehbar fest ist, einfach nach oben drückt und mit einer zweiten Person gleichzeitig zieht. Der Juniorboot Mast muss ja von oben eingesteckt werden. Wie bekommt man den hoch? Denn einfach in die Öffnung stecken und hochdrücken geht ja nicht.
Welche Techniken gibt es? Vor allen Dingen, gibt es auch eine Möglichkeit, das allein zu machen?Think Sail, Dietmar Gottke (Steinhuder Meer)

Hartwig

Beiträge: 62

Sonntag, 2. Mai 2010 10:46 h
Hallo Dietmar,leider lässt sich unser ca. 8,5 m langer Holzmast nicht mal so eben aufstellen.
Nach meinen Erfahrungen gibt es 3 Varianten:
1. Man liegt an einer hohen Pier. 2 Personen stecken den Mast in das Mastloch. Eine dritte an Bord führt ihn erst in das Mastloch und dann in den Mastfuß auf dem Kielschwein ein. Hilfreich ist dabei, wenn z. B. eine 4. Person das Boot zur Pierseite hin krängt”.
2. Mit ca. 6 Personen kann man den Mast auch an einer flachen Pier stellen. 3 Leute richten ihn von Land aus auf, 2 stecken ihn an Bord in das Mastloch und einer liegt im Boot, um ihn in die Mastspur zu führen. Auch hier hilft ein wenig Krängung des Bootes.
Dieses Verfahren machen wir z. b. bei Regatten, wenn genügend Leute vorhanden sind.
3. Wenn man keine Mannschaft zur Verfügung hat, muss man sich mit einem Kran helfen.
Dazu wird eine lose Schlinge mit Hilfe eines Palstekes um den Mast gelegt. In das eine Ende des Tampens wird dann ein weiterer Palstek geknotet, der zur Aufnahme des Kranhakens dient. Das andere Ende wird z. B. am Lümmelbeschlag mit Hilfe eines Webeleinenstekes fixiert.
Die Länge dieses Endes ist so einzustellen, dass die Schlaufe für den Kranhaken ca. 1 m unter der Saling liegt. Damit hat man so ungefähr den Schwerpunkt des Mastes.
Durch das Hieven mit dem Kran kommt der Mast so langsam in eine senkrechte Stellung, und man kann ihn in das Mastloch und die Spur einführen, wobei man dann fieren muss, um ihn einzusetzen.
Ich hoffe, Du kannst diese Beschreibung nachvollziehen. Beim Handling ist es ganz einfach, nur wenn man so etwas beschreiben soll, ist es doch schwierig.
Alleine ist diese Vorgehensweise nicht ganz einfach, da man sowohl den Kran zum Fieren bedienen als auch an Bord sein muss. Aber meine Frau und ich haben das schon des Öfteren praktiziert.
Wenn du noch Fragen hast, kannst Du mich gerne anrufen.Viel Spaß bei den weiteren Arbeiten. Ich freue mich auf ein Treffen bei SEASONS END und grüße herzlich

Hartwig


Enno J334

Beiträge: 21

Montag, 3. Mai 2010 22:50 h
Moin,mein Mast steht seit heute und das ging auch sehr gut zu zweit… 6 Leute sind mir dann doch zu viele.
Das Schwierigste ist die Länge des Mastes. Ich habe meinen auch schon alleine gestellt, das war aber mehr als grenzwertig… und ich kann es nicht empfehlen. Wenn Du allein bist, empfiehlt sich die “Kran-Methode”, die aber nur funktioniert, wenn der Kran groß genug ist (= die maximale Höhe, die er heben muß größer sein als das Maß des frei über Deck schwebenden an der Salingschlinge hängenden Mastes).
Von Steinhude ist es doch gar nicht so weit nach Neustadt i.H., komm doch einfach Pfingsten zur Max Oertz Regatta und guck Dir das “Spektakel” des Mastenstellens an, normalerweise Freitag gegen 17.00 Uhr Stellen und Sonntag Nachmittag Ziehen.Herzlichen Gruß
Enno

Arne J17

Beiträge: 91

Montag, 17. Mai 2010 15:17 h
Hallo Dietmar,

‘Hartwig’ schrieb:
3. Wenn man keine Mannschaft zur Verfügung hat, muss man sich mit einem Kran helfen.
Dazu wird eine lose Schlinge mit Hilfe eines Palstekes um den Mast gelegt. In das eine Ende des Tampens wird dann ein weiterer Palstek geknotet, der zur Aufnahme des Kranhakens dient. Das andere Ende wird z. B. am Lümmelbeschlag mit Hilfe eines Webeleinenstekes fixiert.
Die Länge dieses Endes ist so einzustellen, dass die Schlaufe für den Kranhaken ca. 1 m unter der Saling liegt. Damit hat man so ungefähr den Schwerpunkt des Mastes.
Durch das Hieven mit dem Kran kommt der Mast so langsam in eine senkrechte Stellung, und man kann ihn in das Mastloch und die Spur einführen, wobei man dann fieren muss, um ihn einzusetzen.

was Hartwig beschrieben hat ist die gängige Vorgehensweise zum Maststellen auf Yachten mit dem Kran. Hierzu noch ein paar Ergänzungen:

Es spricht nichts dagegen den Mast oberhalb des Schwerpunktes, z.b. direkt unter der Saling anzuheben. Dann hat er weniger Tendenz “wieder umzukippen”. Die Schlinge verklemmt sich allerdings fast immer unter den Unterwanten. Ein bereitliegender Peekhaken ist hilfreich.

Desweiteren sind viele Mastenkräne sehr hoch da sie auch wesentlich größere Yachten bedienen. Der im Hamburger Yachthafen reicht, dass ich mit dem Bootsmansstuhl an meinem Verklicker arbeiten kann, da er höher ist als der Mast.

In diesem Fall kannst du den Mast auch an der Spitze hochheben. Damit kippelt er überhaupt gar nicht und du kannst ihn auch alleine in aller Ruhe in das Loch absenken. Du kannst den Haken einfach am Großfall befestigen, welches du soweit durchsetzt, dass der Schäkel oben an der Mastrolle liegt. Bist Fertig, öffnest du das Fall und lässt den Kranhaken ab, an Deck kannst du beides voneinander trennen.

Diese Vorgehensweise ist etwas unkonventionell aber recht komfortabel. Voriges ausmessen mit Hilfe des Großfalls kann allerdings sinnvoll sein, sonst hängt der Mast diagonal in der Landschaft!

Ach ja: Wenn du nicht Wochentags um 7Uhr bei Nieselregen stellen willst, findest du an einem Mastenkran im Hafen fast immer eine helfende Hand, die den Kran bedient!

Viele Grüße
Arne

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