Mit dem Folke Junior “Maltorle” ins Zentrum Hamburgs

Seit vielen Jahren gibt es eine Folke Junior-Flotte in Hamburg beim Hamburger Segelclub (HSC), und seit einigen Jahren treffen wir uns dort alljährlich zu unserer Klassenregatta SEASONS END.
Während es für die in Hamburg beheimateten Boote verständlicherweise kein Anmarsch- problem gibt, ist für die vielen nun anreisenden auswärtigen Seglerinnen und Segler das Erreichen der Regattastrecke doch mit einigen Hindernissen verbunden, wie die folgenden Zeilen zeigen.
Wer wie ich, von Süden anreisend, mit einem Trailergespann zur Alster will, sollte auf gar keinen Fall die Standardstrecke Richtung Zentrum über den Hauptbahnhof nehmen. Da man in der falschen Richtung ankommt, kann man der Gurlittinsel, auf der der HSC liegt, nur resigniert zuwinken. Ein Wenden mit dem Trailer auf der Kupplung ist in Hamburgs Zentrum eine wahrlich nicht zu empfehlende Aufgabe, wie überhaupt das Gespannfahren im Freitagnachmittagsverkehr dort für einen eher ländlich strukturierten Autofahrer schon ein Erlebnis der besonderen Art ist.
Also Stadtplan raus, und andere Taktik einschlagen. Der Beifahrer übernimmt sie wie der Mittelmann auf der Regattabahn. Es geht nun in Richtung Alster Schwimmhalle über die Sechslingspforte. Dort am Ende angelangt, ein Kurswechsel nach Backbord und an der Steuerbordseite liegt die Alster in ihrer ganzen Schönheit neben einem, sofern man im dichten Verkehr seinen Blick abschweifen lassen kann.
Damit ist man zwar am Ziel, aber noch nicht angekommen. Die Überwindung einer kleinen, engen Brücke steht nun als nächste Aufgabe bevor. Als ich das erste Mal dort anreiste, wagte ich trotz ihrer statisch günstigen Wölbung nach oben nicht, sie mit meinem Gespann zu überqueren. Also meine Frau zur Erkundung losgeschickt, während ich mit eingeschalteter Warnblinkanlage den Zorn der Hamburger Autofahrer erdulden musste. Ich konnte ihre Stimmen zwar nicht hören, aber die Gesten waren eindeutig. Zurück kam meine Angetraute mit der Information, dass am Steg Drachen lägen. Da die ja auch dorthin gekommen sein müssen, konnte ich mit meinem vergleichsweise kleinen Folke Junior die Überquerung wagen.
Aber halt, das ist einfacher gesagt als getan. Mindestens von der Mittelspur aus muss man in einem Bogen den Engpass ansteuern, sonst fährt man sich unweigerlich am Brückengeländer fest. Da man am Freitagnachmittag auf der Straße “An der Alster” wahrlich nicht alleine ist, muss man auch hier taktisch klug vorgehen. Mit eingeschalteter Warnblinkanlage überlegt, vorausschauend und wohldosiert auf der rechten Spur fahren und die bösen Blicke der anderen Verkehrsteilnehmer nicht beachten. Nach hinten sieht man wegen des angehängten Bootes glücklicherweise ja sowieso nichts. Dann bei einer günstigen Ampelschaltung – den Fußgängern sei Dank – nach links auf die Mittelspur ziehen und schließlich – Blinker rechts an, und den Kurs auf die Brücke absetzen. Aber obacht geben! Einige, die es ganz eilig haben, wollen trotz der eindeutigen Zeichen noch schnell rechts überholen.
Steht man schließlich nach dieser hoffentlich bestandenen taktischen Reifeprüfung gerade vor der Brücke und will sie mit der gebotenen Vorsicht überqueren – 2 cm Luft auf jeder Seite – erwartet einen das nächste Abenteuer.Von links und rechts kommen keuchende Jogger mit hochrotem Kopf sowie radfahrende Stadtbürger in strammem Tritt. Natürlich werden sie von einem kriechenden Gespann in ihrem sportlichen Tatendrang und Rythmus gestört und je nach Mentalität hört man sich nun aber zum letzten Mal einige “nette” Worte an. Die Radfahrer müssen zwangsläufig absteigen, während die Jogger durchaus schon mal über die Deichsel steigen.
Aber dann ist es geschafft! Man rollt auf den kleinen Platz vor dem Clubhaus und genießt erst einmal verschnaufend den herrlichen Blick auf die Alster. Ein schönes Regattawochenende kann beginnen.

von Hartwig Sulkiewicz

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