“Gute Tradition und Sitte” sei es, der Zweitplazierte schreibe den Bericht für die “PUST”, sagte Alice Jespersen J 432 lächelnd, als wir nach Groß Wittensee heimfahren wollten. Hartwig J 412 rief kurz darauf an, um dies zu bestätigen. Nun – Traditionen soll man nicht über Bord werfen.
“Nur nicht als Letzter zu weit hinterhersegeln” wollten Birgit und ich, als wir am Freitag bei schönstem Wetter von Hartwig und Malte zum Clubgelände des RY SEIJLCLUB in Dänemark am Knudsee gelotst wurden. Erst seit ein paar Wochen stolze und glückliche Eigner unserer “Rike” – benannt nach unserer Tochter – hofften wir bei den RY-OPEN 2005 als Neulinge im Juniorboot einerseits etwas über unser Boot und die Klasse zu erfahren, andererseits einen gebrauchten, guten Satz Regattasegel zu kaufen. Auch freuten wir uns darauf, mit gleichen Booten einer Klasse um die Wette zu segeln. Mit dem schwedischen “Stjärnboot”, das wir bis vor kurzem segelten, war dies nur per Verrechnung möglich. Unsere Erwartungen sollten übertroffen werden.
Carsten Wrang, Finn Petersen und Frau, Verner Vestergaard , Arne Jensen und Alice Jespersen begrüßten uns herzlich. Unser rotes Boot war die Attraktion. Wo es denn die ganze Zeit gewesen sei wollten alle wissen. Nun – der Voreigner segelte es 12 Jahre lang allein auf dem Wittensee und verkaufte es, weil er demnächst 80 Jahre alt wird. Jetzt erfuhren wir, daß wir den Prototypen erworben haben, gebaut 1973 bei Ejvinds Baadevaerft, der seinerzeit deshalb nicht registriert und vermessen worden war, weil er in einem Punkt nicht den Vorschriften entspricht. Er hat einen zu schmalen Steven, ihm fehlen ca. 15 mm Wasserlinienlänge. Torben Petersen J 418 schenkte uns am nächsten Tag zwei Fotos von unserer “Rike” – seinem ersten Juniorboot – bei der Jungfernfahrt. Nach dem Bau war er Testsegler dieses allerersten in GFK gebauten Juniorbootes gewesen.
Am Freitag noch konnten wir von Arne und Alice gebrauchte aber excellente Segel “mit der guten Nr. J 432” kaufen. Den Abend verbrachten die deutschen Crews von J 412, J 420, J 405 und “Rike” gemeinsam bei leckerem Essen in der besten Pizzeria von Ry.
Am Sonnabendmorgen schüttete es wie aus Eimern. Hartwig bat Verner Vestergard, das Wetter doch stellvertretend für den Vorsitzenden zu bessern. Das tat er auch prompt. Später schien sogar die Sonne, auch wenn wir dabei nur wenig bis kaum Wind hatten. Planmäßig kam der Kran um 11.00 Uhr. Routiniert, souverän und gefühlvoll setzte der Kranführer per Joystick in Kürze alle zehn teilnehmenden Juniorboote ins Wasser. Jeder half jedem und man konnte kaum so schnell gucken, da standen die Boote fertig aufgeriggt im Wasser. Arne kam und war uns beim Anschlagen der Segel und Einstellen der Holepunkte behilflich. Pünktlich um 12.00 Uhr konnten alle speisen.
Start war bei ca. 2 Windstärken Beaufort. Im Lauf der ersten Wettfahrt nahm der Wind aber so stark ab, daß die Wettfahrtleitung wirklich nicht zu beneiden war. Sie behielt Nerven, schoß die Wettfahrt nicht ab und so konnte nicht nur diese, sondern danach auch noch eine zweite Wettfahrt beendet werden. Wir aber hätten fast die Nerven verloren, weil wir so viel Glück hatten und diesen Lauf absolut unerwartet siegreich beenden konnten. Arne J 432, bei dem es in diesem Lauf nicht so gut klappte, wollte seine Segel zurückkaufen. Wir erwiderten, er müsse wohl die falschen Segel verkauft haben. Knapp nach uns kamen Sven und seine beiden Töchter J 405 ins Ziel. Im zweiten Lauf stellte Arne die Ordnung aber wieder her und gewann.
Ein ganz besonderes Erlebnis bereiteten Carsten, Finn und seine Frau mit ein wenig professioneller Unterstützung, als sie uns abends an liebevoll gedeckter Tafel Gaumengenüsse wie aus dem Schlaraffenland reichten und Weintrauben aus Carstens eigener Zucht. Es wurde ein schöner Abend im RY SEJLCLUB.
Am Sonntagmorgen löste sich der erwartete Morgennebel nur schwer auf, schlimmer aber, der Wind blieb weg. Es gab Startverschiebung, schließlich sollte um 11.00 Uhr entschieden werden, ob noch gestartet werden kann. Die ersten wollten schon an Land fahren, da kräuselte eine leichte Brise die Wasseroberfläche. Zwei Wettfahrten wurden gefahren, in denen das Revier seine Tücken und Besonderheiten zeigte. Wer rechts fuhr, der konnte fahren, wer links fuhr, der parkte ein und versauerte (wie wir auf der ersten Startkreuz).
Der erste Preis gesamt wurde verdient Arne Jensen J 432 zugeteilt, der zweite Platz ging an ein rotes, nicht registriertes Juniorboot aus Groß Wittensee, Sven Krüger und seine Töchter J 405 wurden Dritte, den vierten Platz erlangte Torben Pedersen mit J 418.
Seit diesem Wochenende freuen wir uns noch mehr darüber, jetzt in der Juniorbootklasse zu segeln. Das liegt sowohl am Boot und seinen Segeleigenschaften als auch an den lieben Mitseglern, die wir kennengelernt haben. Beeindruckt hat uns, daß wir mit dem absolut ältesten Kunststoffboot mitfahren können, ebenso auch, daß das einzige Holzboot zeitweise empfindlich schnell fuhr.
Danke für das schöne, gelungene Wochenende, für die herzliche Aufnahme der Klassenneulinge, für die kulinarischen Genüsse, besonders an Carsten, Finn und seine Frau, an Willi und die Crew von der Wettfahrtleitung und den Begleitbooten auf der Bahn. Ihr habt erreicht, daß wir gerne im nächsten Jahr nach Ry wiederkommen und darauf freuen wir uns schon jetzt.
von Birgit Theophil und Jürgen Oppermann-Theophil