Ry Open – 2006

Das kann doch nicht wahr sein! All die Jahre war die Welt in Ordnung und nun das.
Ich war immer sicher, dass ich nie den Bericht für die Pust schreiben muß, weil es immer derjenige machte, der den 2. Platz belegt. Da ich trotz meines hochmotivierten Teams es noch nie geschafft habe, mich auf die vorderen Plätze zu katapultieren, war ich immer sicher, den Bericht nicht schreiben zu müssen.
Was ist passiert? Verner kommt nach der Ry Open zu mir und sagt mir, dass es eine neue Regel gibt: die Aufgabe, den Bericht zu schreiben, wird neuerdings verlost und ich habe gewonnen. Also, jetzt ist es an mir, über diese interessante Regatta zu schreiben, ich hole mir ein Bier aus dem Keller und es geht los. Nebenbei habe ich dann auch von Hartwig das Formular zum Beitritt in den J-Klubben untergeschoben bekommen, den ich nun auch gern ausgefüllt zurücksenden werde, damit ich als reguläres Mitglied meinen Bericht schreiben kann.

Diese Änderung der Regeln hat aber auch gute Seiten: wer glaubt, es wird nur auf den Booten in der vorderen Platzierung gekämpft, der irrt gewaltig! Auch der Kampf um den vorletzten Platz kann atemberaubend und kräftezehrend sein.

Die Reise geht in Hamburg los. Mein Navi zeigt mir: 326 km to go! Die Rikke Rusk im Schlepptau gehts Richtung Ry. Da mein Vorschoter noch am Freitag arbeiten muß, werden meine Kids abends nachkommen.
Wie schon traditionell beginnt die Regatta für die deutschen Teilnehmer schon am Vorabend mit dem gemeinsamen Pizzamahl. Der Wirt ist begeistert, einen großen Tisch voller unerwarteter Gäste zu haben.

Wir sind wieder in der Knudhule untergekommen und haben den Vorteil, dass es direkt am Knudsee liegt und wir morgens schnell im Geschehen sein können.
Das nächste Ereignis am Morgen läßt auch nicht lange auf sich warten: die Ankunft des Kranwagens.
Jedes Jahr wieder genial. In Windeseile packt der Profi alle Juniorboote ins Wasser und es sieht spielend leicht aus.

Dann geht der Ernst des Tages los. Es werden am Sonnabend 5 Regatten gestartet und wie sich später herausstellen wird, war es gut so. Damit sind 5 Wertungen möglich und es kann ein Regattasieger gekürt werden. Die letzte der Regatten wird aufgrund des starken Windes nur noch von 4 Booten bestritten. Bei den 10 Booten, die insgesamt am Start sind, wird es schnell klar, wer der wirkliche Herausforderer ist: Thorben mit seiner Crew fährt wie auf Schienen allen davon und wird der Sieger der Competition! Den 2ten Platz können Alice mit Arne und Anders belegen, gefolgt von der Maltorle von Hartwig mit seiner Mannschaft Malte und Harald. Wie gesagt, uns in der Rikke Rusk hat es auf den vorletzten Platz Nr. 9 verschlagen. Aber wir haben es genossen und den wahnsinnigen Ritt auf den Vorwindkursen mit einer Hecksee eines Kreuzers erleben dürfen.
Mein kleines Speedometer hat eine Spitzengeschwindigkeit von 7,3 Knoten angezeigt, im
Surf vor einer Bö. Das ist unglaublich.

Nach der Regatta können sich die deutschen Teams von dem Erfindungsgeist der dänischen Segler überzeugen: das Dommer Bad hat eine Leine in den Propeller bekommen und die Herausforderung ist groß, kein Kran am Ort.
Die Lösung: man nehme 10 der gewichtigsten Segler und stelle sie auf das Vorschiff (was nicht ganz einfach ist). Dann kommt das Heck allein hoch und man kann die Sache klarieren. Hoffentlich wird das Bier für die 10 nachher nicht teurer als eine Krangebühr.

Nach der aufregenden Segelei des Tages kommt dann der gemütlich Abend im Clubheim.
Wir haben uns alle mit riesigem Hunger an die reichlich gedeckten Tische gesetzt und hier muß unbedingt ein großes Lob an Fynn und seine Mannschaft ausgesprochen werden! Ausgezeichnete Speisen nur vom Feinsten: Aal, Scampies, ein außergewöhnlicher Wildvogel, alles perfekt. Fast. Denn eigentlich hätte ich auch noch die Böllerschüsse aus seiner Kanone erwartet J.

Der Abend wird nicht nur ein kulinarischer Genuß, sondern auch ein musikalischer. Denn Carsten bringt mit seinem “Hochklavier” (gibt es hier eine dänische Übersetzung?) wieder alle in Stimmung. So sehr mitreißend, dass sogar mein Sohn Kris in die Tasten greift, obwohl er ewig nicht mehr gespielt hat. Und nun stellt sich heraus, dass der “Regattaboss” ganz hervorragend bei Stimme ist und uns etliche Lieder schmettert. Wenn er mit soviel Elan dabei gewesen wäre, als er die letzten Startlinien gesetzt hat, wären vielleicht nicht so viele auf Grund gelaufen (Ende der Kritik, er hat schließlich die gesamte Regatta souverän geleitet).

Der nächste Morgen ist ernüchternd. Nicht, dass wir etwa zuviel getrunken hätten, nein.
Es ist sehr windig und schon nachts hat unsere Holzhütte einigen kräftigen Böen standhalten müssen. Und so kommt es auch, wie erwartet, nach dem kräftigen Frühstück: Startverschiebung bis um 10:30h. Die Regattaleitung beginnt zu schwitzen. Sollen sie starten oder nicht? Nach einigem Hin und Her kommt schließlich die entscheidende Auskunft vom Wetterbericht des Flughafens: der Wind wird nicht nachlassen und damit ist die Entscheidung, nicht zu Starten, zu Recht gefallen. Das Limit der 12 m/s wird auch erheblich überschritten, besonders die Böen haben es in sich!
Nach dieser Entscheidung sehen wir doch einige entspannte Gesichter. Die Aussicht auf Bruch hat doch einige Bedenken erzeugt und so gehen wir nach der Entscheidung der Regattaleitung dran, unsere Boote zum Kranen fertig zu machen. Zwischendurch gibt es doch wieder Zweifel, weil der Wind plötzlich auf 7-8m/s runtergeht, aber dann briest es wieder reichlich auf und ein Start wäre kaum zu verantworten.

Für uns ist Ry Open eigentlich das wirkliche “Season’s End”, das wir ja im August in Hamburg austragen, zumal die Rikke Rusk zu Arne in die königliche Werft geht, um sich hübsch machen zu lassen.

An dieser Stelle möchte ich auch den Veranstaltern der Ry Open nochmals danken für das Engagement und die herrliche Gastfreundschaft!

Wir kommen im nächsten Jahr gern wieder!
Viele Grüße von der Rikke Rusk (z.Zt. in Frederikshavn) und Crew

von Peter Hadler

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