Schiff dicht – eine ganz neue Erfahrung

Arne J17Beiträge: 91 Donnerstag, 14. Mai 2009 22:59 h
Hallo,wer von euch Holzbootseglern kennt das Problem nicht: Das Wasser im Schiff. Ich hatte seitdem ich Oexe besitze immer wieder recht ordentlich damit zu kämpfen. Eine automatische Bilgepumpe lässt das Problem zeitweise vergessen… Aber ich frage mich dann immer: Wie dicht ist das Schiff eigentlich? Das sie beim Segeln etwas Wasser macht – kein Problem. Danach auch… Aber unter der Woche im Hafen? Sagen wir am Freitag abend, wenn ich an Bord komme?

Ein Teil der Lösung erkannte ich als ich ein Frühjahr (2006) spontan alle Risse im Totholz dichgespachtelt habe. Darauf war der Wassereinbruch nach dem Slippen und Anfang der Saison deutlich geringer als im Vorjahr. Es kam durch den Kiel. Somit hat meine Reperatur im Jahre 2007/2008 einiges gebracht. Dennoch hatte ich über die Saison 2008 kontinuierlich leichten Wassereinbruch.
Ich bekam die Tipps mit Ettan von Toplicht. Vor der Sommertour ließ ich mich dann trocken fallen um die Klinkernähte damit von außen zu dichten. Irgendwie gelang es mit nicht.
Eine Woche später hab ich das Schiff erneut trocken fallen lassen und auf gut Glück viele Stellen mit Pantera von unten abgedichtet – mit mäßigem Erfolg. Man muss dazu sagen, ich habe wegen der Bilgepumpe nie den Wassereinbruch wirklich gemessen.

Nun im Frühjahr 2009 habe ich tatsächlich das gesamte Unterwasserschiff mit Ettan gedichte, also an jede Plankennaht eine Hohlkehle mit Ettan. Nach dem Kranen war kaum Wassereinbruch da. 2 Wochen später habe ich die Bilge mit dem Schwamm trocken gelegt und seitdem ist sie tatsächlich staubtrocken. Somit werde genauso auch in den nächsten Jahren vorgehen.

Wer Tipps zu meiner genauen Vorgehensweise haben will kann hier gernen antworten, dann führe ich das etwas weiter aus (hat schließlich einiges an Tests und Proben erfordert bis ich mit der Pampe aufs Schiff los bin)

Viele Grüße und weiterhin eine schöne Segelsaison wünscht
Arne


p31berlinBeiträge: 7 Mittwoch, 12. Mai 2010 09:39 h
Hallo Arne,wie Du Dein Boot mit Ettan dicht bekommen hast, würde mich mit Blick auf mein Folkejunior interessieren:

Hast Du die Plankennähte nur von innen, nur von außen oder in beide Richtungen mit Ettan abgedichtet?

Wie bist Du dabei vorgegangen? Ettan warm machen und in die Plankennähte pinseln oder Hohlkehle legen?

Wie viel Ettan braucht man ungefähr für ein Folkejunior?

Für Tipps jederzeit dankbar:
Rüdiger


Thomas JoenckBeiträge: 24 Mittwoch, 12. Mai 2010 12:32 h
Moin Rüdiger,
die von Arne beschriebene Abdichtung der Planken von außen mit Pantera habe ich bei meinem Boot auch vorgenommen. Allerdings nachdem es vollständig von Farbe befreit war und nur im Unterwasserbereich, da meine Beladonna Tuc natur lackiert ist. Eine Nacharbeit mit Ettan von innen war nur noch an einer Stelle nötig. Allerdings ist sie auch Baujahr 1969 und damit deutlich jünger als Öxe.
Wenn das Boot 2 Wochen gelegen hat, sind die oberen Plankengänge wieder leicht ausgetrocknet und müssen sich beim Segeln erst wieder dicht ziehen. Aber an diesen geringen Wassermengen säuft man nicht ab.
Vor dem Kranen des Bootes lege ich immer den gesamten Rumpf von innen mit Frotteehandtüchern aus und halte den Rumpf 2-3 Tage lang feucht. Dabei muss aber unbedingt der Ablassstopfen heraus gedreht sein. Anderenfalls fallen bei steigendem Wasserstand die Planken von den Spanten, weil die Bauweise diese Beanspruchung mit Druck von der falschen Seite nicht aushält.Eine erfreuliche Saison wünscht Dir
Thomas

StralsunderBeiträge: 13 Mittwoch, 12. Mai 2010 21:40 h
interessantes Thema zum richtigen Zeitpunkt für uns! Nachdem wir unser Unterwasserschiff kürzlich von allen Farbschichten befreit haben [s. Beitrag im Forum], kamen an fast allen Plankenfugen alte, unschöne, teilweise unbrauchbare Silikondichtungen zum Vorschein. Eigentlich ungewöhnlich für ein Holzboot, dachten wir.
Jedenfalls haben wir nun alle losen Fugen ausgeräumt und dann sicherheitshalber wieder mit Sika flex abgedichtet, Unebenheiten und Fugen am Stahlkiel wurden mit Epoxy-Spachtel watertite verspachtelt. Vorher haben wir das ganze Unterwasserschiff mit verdünntem Primocon von International grundiert. Nebenbei wurde die Bilge von losen Farbschichten befreit. Das ist unser Stand.
Nun stehen 6 x Primocon unverdünnt und danach 2 x Antifouling auf dem Programm. Jetzt hören wir hier von Ettan und Pantera. Kennen wir nicht. Was ist das? Lässt sich etwas anders, ggf. besser machen?!Oberhalb der Wasserlinie haben wir in einer Planke einen Längsriss. Wir hoffen, er zieht sich dicht. Was könnten wir sonst tun? Der Bereich ist Holzsichtig lackiert und eigentlich sehr in Ordnung.

Beste Grüße!
Katja + Oliver


Thomas JoenckBeiträge: 24 Donnerstag, 13. Mai 2010 10:50 h
Moin Katja und Oliver,
Ettan ist eine spezielle feste wachsartige Mischung, die auch unter dem Namen Fassdichte bekannt ist. Sie ist bei Toplicht zu bekommen und reicht bei der angebotenen Menge für viele Jahre. Der Vorteil liegt darin, dass es sich nicht um eine aushärtende Spachtelmasse handelt, sondern dass Ettan die undichten Stellen so lange abdichtet, bis das Holz dichtgequollen ist, Dabei wird das Ettan wieder herausgedrückt, was bei Spachtelmassen unmöglich wäre.
Panterea ist eine dauerelastische Dicht- bzw. Klebemasse, die wie Sikaflex u. ä. aus Kartuschen verarbeitet wird. Die Entscheidung, welches Material man verwendet, ist Ansichts- oder schon Glaubenssache.
Da ich in der Schule im Chemieunterricht wohl öfter krank war, möchte ich Euch lieber auf die Seiten des Freundeskreises Klassischer Yachten (www.fky.org) verweisen, wo Ihr im Forum unter Restaurierung lange Abhandlungen und Argumentationen finden werdet.
Hauptsache es hält.Ich muss los zum Segeln.
Gruß Thomas

Arne J17Beiträge: 91 Montag, 17. Mai 2010 15:03 h
Hallo zusammen,nun will auch ich das Thema noch einmal aufgreifen, ich hatte ja gestern schon mit dir, Rüdiger, telefoniert aber möglicherweise ist das für alle interessant. Zuerst ein paar grundsätzliche Punkte zum Abdichten der Planken, genauer: Der “Spalt” zwischen den überlappenden Planken (darauf würde ich es in diesem Thread gerne begrenzen, bei Bedarf können wir ja noch mehr aufmachen).

Ursache ist hier entweder ein grundsätzlicher Konstruktionsfehler (nicht passgenau gearbeitet), ausgeleierte Nieten oder: ausgetrocknetes Holz. Am Ende der Saison sollen alle Zwischenräume dichgequollen sein, außer die Nieten sind zu ausgeleiert oder Konstruktionsfehler. Ich suchte lediglich ein Mittel um den Prozess des Dichtquellens und kleiner Leckagen zu meiden.

Will man die Spalten dauerhaft verschließen kann man sie mit Epoxy dichtspacheteln (gilt allgemein als nicht sinnvoll, da die Planken arbeiten können sollten) oder mit einer Dauerelastischen Dichtmasse verschließen. Dafür bietet sich an:
– Silikon: im Bootsbau eher verschrien, sollte meiner Meinung nach im Sanitärbereich bleiben schon weil es nich überstreichbar ist und beim Arbeiten mit Farben intensive Reinigung mit Aceton erfordert
– Sikaflex: das Standardmittel, gibt es für alle möglichen Anwendungen, Datenblatt beachten!
– Pantera: i.d.R. noch teuer als Sikaflex, angeblich bessere, dauerhaftere Eigenschaften, kann sogar auf feuchtem Untergrund verarbeitet werden

Problem bei der Abdichtung mit Dauerelastischen Dichtmassen ist, dass sie im Winter bei Trockenheit aufgebracht werden, also wenn der Spalt am größten ist. Quellen die Planken nun auf, können sie die Dichtmasse zwar etwas komprimieren, aber der Spalt ist nach wie vor gefüllt, es entsteht Zug auf den Nieten. Diese könnten weiter ausleiern.

Denn: Grundästzlich sind Spalten zwischen den Planken eines Holzbootes im Frühjahr normal. Ich habe schon an (Karweel-geplankten) Schiffen gearbeitet, da passten 5ct-Stücke auf ganzer Länge hindurch. Nach 4 Wochen war auch dieses Schiff bis auf Rinnsaale dicht.

Der alternative Ansatz ist also ein mittel zu verwenden, dass wirklich aus dem Spalt beim Quellen herausgepresst wird. Dafür habe ich mich entschieden: Ettan ist ein Teer-Wachs-irgendwas-Gemisch, wird auch als Nahtwachs bezeichnet. Es ist bei Toplicht in Hamburg erhältlich: http://www.toplicht.de/shop/bootsbaumaterial/vergussmasse/ettan-planken-nahtwachs

‘Thomas Joenck’ schrieb:

…die von Arne beschriebene Abdichtung der Planken von außen mit Pantera…

Nein, meine Planken sind ausschließlich mit Ettan gedichtet.

Ettan hat bei Zimmertemperatur die Konsistenz von harter Butter. Es lässt dich aber erwärmen und wird bei 60-90°C sehr flüssig. Es riecht “wie traditionelle Schiffe” und ist recht klebrig.

‘p31berlin’ schrieb:

Hallo Arne,

wie Du Dein Boot mit Ettan dicht bekommen hast, würde mich mit Blick auf mein Folkejunior interessieren:

Hast Du die Plankennähte nur von innen, nur von außen oder in beide Richtungen mit Ettan abgedichtet?

Wie bist Du dabei vorgegangen? Ettan warm machen und in die Plankennähte pinseln oder Hohlkehle legen?

Wie viel Ettan braucht man ungefähr für ein Folkejunior?

Für Tipps jederzeit dankbar:
Rüdiger

Ich habe zuallerst die Bildge mit verdünntem Leinöl (kein Leinölfirnis) und anschließend mit Owatrol D1 behandelt. Die abgezogenen Planken habe ich ebenfalls 5-6mal mit D1 behandelt (eine ganze Menge Öl war bereits von innen nach außen gelaufen). Dann habe ich mit Primocon nach Anleitung grundiert (2 verdünnte Anstriche am Anfang habe ich mit dem Pinsel von unten zwischen die Planken getupft). Zum Schluss Antifouling.

Kurz vor dem Kranen bin ich dann mit Ettan ans Werk gegangen: Ich habe die kleinen Töpfchen im Wasserbad (kochend) erwärmt und mit einer großen Spritze von unten eine “Wurst” gespritzt. Vorsichtig, wenns sehr flüssig ist, tropft’s nur runter!

Als Spritze eignet sich die große, die es im Set zum Anmischen von Epoxy gibt (WEST). Die ist 60ml groß und hat eine sehr dicke Öffnung. Gibt’s unter anderem auch bei Toplicht: http://www.toplicht.de/shop/werkzeuge-fuer-bootsbau-und-taklerei/malen-und-spachteln/kartuschenpistole/fuellspritzen-west-system
Davon habe ich 3 Stück um nicht andauerend neu zum Kocher rennen zu müssen.

Die Wurst habe ich dann mit einem Tuch in eine Hohlkehle gepresst. Dafür braucht man unmengen frische Tücher, nicht größer als ein Taschentuch, sonst gibt’s ne riesen-Sauerei.

Ich habe für alle Landungen im Unterwasserbereich 3 Töpfchen Ettan benötigt. Das Aufbringen hat bei schönen Wetter etwa 3 Stunden gedauert. Tipp: Fürst Wasserbad nicht den Küchenherd, sondern eine einzelne Elektrokochplatte und einen Alten (oder billigen) Topf verwenden. In der Regel klebt hinterher alles von dem Teer. Essen will davon keiner mehr und das Argument mit Reinigung durch Terpentin zieht auch nicht immer 😉

In diesem Winter habe ich nun mit einem Schaber mit rechtwinkliker Ecke diese Hohlkehlen wieder entfernt, mit Terpentin die reste entfernt. Anschließend das Unterwasserschiff so behandeln wie man es gerne macht und zum Schluss neu Ettan drauf.

So genug fürs erste, ich hoffe ich habe mich verständlich ausdrücken können!

Viele Grüße
Arne

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