Die grosse Runde

Fast scheint es mir, als hätte ich seglerisch die große Runde vollendet.
Meine ersten Segelerfahrungen machte ich 1956 auf dem Junior Boot meines Onkels Otto, der sich dieses als “Altersfahrzeug” gekauft hatte, nachdem er seine 10m R-Yacht verkauft hatte. Dieses große Schiff ohne Maschine konnte er nur aus dem Niendorfer Hafen bewegen, wenn er meine Eltern und meinen älteren Bruder an Bord hatte. So kaufte er sich mit knapp achtzig Jahren sein “Jugendboot”, das er acht Jahre lang einhand über die Lübecker Bucht steuerte.
Mit sechsundachtzig Jahren fühlte er sich dann doch zu alt und schenkte das Boot meinen älteren Bruder und mir.
In Kiel, wo mein Bruder studierte, brachte er mir das Segeln bei, so dass ich ab 1966 das Boot allein auf der Kieler Förde segeln konnte. Ein herrliches Gefühl, im Alter von 16 Jahren ein eigenes kleines Kielboot dahin fahren zu können, wo man wollte.
In den Sommerferien 1968 segelte ich eine kleine Tour auf der Schlei mit Luftmatratze und Schlafsack unter der Baumpersenning. Im Jahr darauf gelang die Fortsetzung leider nicht: Bei der Überfahrt von der Kieler Förde in die Schlei stieg bei 6-7 Bf. aus Ost bei der Ansteuerungstonne Schleimünde eine Grundsee ein und das Boot sackte unter uns weg, da es bis zum Mast offen war und keine Auftriebskörper dafür aber reichlich Urlaubsgepäck hatte. Der Rettungskreuzer “Paul Denker” zog uns nach einer Dreiviertel Stunde aus dem Wasser.
Das kann einen Segler nicht schrecken. Ab 1970 segelten wir einen englischen 9m Knickspanter auf der Ostsee bis an die Norwegische Grenze. Als mein Bruder von der Küste nach Koblenz umzog, mussten wir das Schiff verkaufen, und ich verlegte mich aufs Windsurfen.
Als Student ergriff ich die Gelegenheit, als Windsurfinglehrer meine Finanzen aufzubessern. Als das Surfen aber zur Materialschlacht ausartete, wechselte ich wieder zum Segeln: Ich wechselte zu den Mehrrumpfbooten. Hobie 14′, Hobie 16′ folgten auf einander.
Dann biss mich der wilde Affe und ich baute in zweieinhalb Jahren einen 26′ Trimaran nach einem Kelsall-Riss. Doch die Unkenrufe vor dem Bau sollten sich als berechtigt erweisen: Diese Bootsgröße fuhr auf der Ostsee durch jedes Wellental und zerstörte so jedwede laminare Strömung am Segel. Das Geschwindigkeitspotential blieb bei unruhigem Wasser enttäuschend.
Der Tri fiel dann entgültig dem Kauf und der Sanierung eines Hauses zum Opfer. Mehr verschleudert als verkauft trennten sich unsere Wege nach nur einer gesegelten Saison. Doch ganz ohne Boot ging es nicht. Einem 12′ Malibu Outrigger folgte ein Dart 18′ Katamaran und wegen Vorschotermangels schließlich ein Hobie 14′.
Fast hätte sich hier der Kreis hier schon geschlossen. Aber im August sah ich gegenüber meines Liegeplatzes Travemünde Mövenstein auf der Mecklenburger Seite eine wohlbekannte Segelsilhouette vorüberziehen: ein Juniorboot!
Also bin ich auf meinen Cat gestiegen, hingesegelt und habe mit dem Eigner gesprochen. Ein tolles Schiff, kein Joghurtbecher.
Eigentlich wollte ich erst nur ein Halbmodell bauen, als ich mir den Riss besorgte und auf der Bootswerft Fuhlendorf mich nach Klinkerbau erkundigte. Doch auf der Werft lagen zwei Juniorboote. An dieser Stelle habe ich mich wohl innerlich vom Catsegeln verabschiedet und mich zum Kauf meines alten und ersten Lieblingsbootes bemüht.
Nach vielen Telefonaten und Recherchen im Internet wurde ich in Skive fündig und kaufte im Oktober J 382 aus dem Jahr 1969. Nun warten Rumpf und Mast noch im Skive Sejlclubben auf die Abholung Anfang März.
Die übrigen Teile werden schon aufgearbeitet und lackiert, die Ausrüstung vervollständigt etc. Das ist noch schöner als das Warten auf Weihnachten früher.
Gespannt bin ich vor allem, ob der Rumpf so gesund ist, wie ich ihn bei der Besichtigung eingeschätzt habe. Das Boot wird dann gleich zu Peter Fuhlendorf gehen, der es fachmännisch begutachten wird. Man wird sehen.

von Thomas Jönck (J 382)

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