Die Max-Oertz-Regatta 2008 – wieder mit Juniorbooten

Vorbemerkung:
Der nachstehende Artikel ist für die Zeitschrift PUST der dänischen Klassenvereinigung, dem J-Klubben, bestimmt. Da nicht alle Interessenten und Anhänger unserer Klasse diese Zeitschrift lesen, ist er im folgenden wiedergegeben.

Nachdem in der letzen Zeit Torben meist die Artikel über die Regattaereignisse schreiben musste, bin ich dieses Mal als Zweitplatzierter bei der Max-Oertz-Regatta an der Reihe.
Zum nunmehr 4. Mal konnten wir Ende Mai mit unseren Juniorbooten an dieser Veranstaltung des Freundeskreises Klassische Yachten vor Neustadt an der Lübecker Bucht teilnehmen, wobei bei dieser Klassikerveranstaltung auch Kunststoffboote zugelassen sind.
Der Name der Veranstaltung geht auf den wohl berühmtesten deutschen Yachtkonstrukteur Max Oertz zurück, der 1871 in Neustadt geboren wurde. Er wuchs am Hafen auf und lernte so das Wasser und die Boote aus erster Hand kennen, ein Bereich, der ihn zeitlebens nicht wieder loslassen sollte.
Es fanden sich 79 klassische Boote und Yachten im Neustädter Handelshafen ein und boten ein herrliches Bild.
Das Spektrum der Teilnehmer reichte von einer 1940 gebauten Olympia-Jolle bis zum 1936 vom Stapel gelaufenen 150 qm Seefahrtskreuzer. Dazwischen lagen diverse nach der ehemaligen deutschen KR-Formel vermessene Yachten aller Größen, Schärenkreuzer, Meter-Rennyachten, Spitzgatter in verschiedenen Formen, Nordische Folkeboote, Jollenkreuzer, in Deutschland bekannte Hansa-Jollen oder einfach nur Seekreuzer als Individualbauten. Die Aufzählung aller Schiffstypen würde den Rahmen dieser Abhandlung bei weitem sprengen. Unter anderen habe ich einen dänischen Spitzgatter mit dem Heimathafen Svendborg gesehen.
Jede Yacht erhielt einen bei deutschen Klassikerregatten üblichen KLR-Wert , mit dem die berechnete Zeit ermittelt wurde. Eine Gruppeneinteilung erfolgte nach Yachten ähnlicher KLR-Werte.
Von unseren Juniorbooten hatten sich 9 Boote in Neustadt eingefunden , darunter 2 Holzboote aus Deutschland. Wir segelten in einer eigenen Gruppe als Einheitsklasse.
Aus Dänemark hatten die “Pus II” mit Arne Jensen, die “Hvorfor det” mit Torben Pedersen, die “Fru Jensen” mit Verner Jensen und die “Sophie Louise” mit Verner Vestergaard den weiten Weg nicht gescheut. Alles seit Jahren in Deutschland bekannte und gern gesehene Gesichter.
Dazu gesellten sich 5 deutsche Boote; die “Seepferdchen” mit Axel Dohse, die “Rikke Rusk” mit Peter Hadler, die “Jasper” mit Enno Peters, der mit Frau und Sohn Jonte segelte und vom küstenfernen Düsseldorf angereist war, die “Wendy” von Hannes Thurm-Meyer mit Sohn Erik an Bord sowie meine “Maltorle”.
Das Wochenende begann mit einem sehr reichhaltigen und liebevoll angerichteten Frühstück im Festzelt, und setzte sich mit der Steuermannsbesprechung fort.
Dann ging es auf die Bahn. Zwei kurze Up and Down-Wettfahrten standen auf dem Programm, die zusammen gewertet wurden.
Herrliches Wetter erwartete uns auf der Lübecker Bucht. Strahlender Sonnenschein und östliche Winde um 4-5 Beaufort ? was will man mehr. Unsere Juniorboote fühlten sich bei diesen Bedingungen so richtig wohl. Beeindruckend auch das Beobachten der anderen Teilnehmer. Wann sieht man schon mal einen klassischen 150 qm Seefahrtskreuzer oder gar einen Schärenkreuzer bei derartigen Verhältnissen förmlich durchs Wasser pflügen?
In der ersten Wettfahrt war die Leeseite der Startlinie sehr bevorteilt, sodass wir uns dort alle trafen. Arne startete am besten und entschwand, wie so häufig in den letzten Jahren. Dahinter kämpften Torben und wir dicht beieinander um die Plätze.
An der Leetonne wurden wir von einem “Dickschiff” behindert. (Nicht alle “Klassiker” kennen die Regeln so ganz genau.) Dadurch konnte Torben die Marke besser runden und lag kurz vor uns. Wir liefen aber etwas schneller, wahrscheinlich weil wir mit 3 Besatzungsmitgliedern segelten, und wurden so Zweite. Kurz vorm Ziel fing auch Verner Vestergaard die “Hvorfor det” noch ab.
Zwischen den Regatten musste wir lange warten, bis das letzte Boot von der großen Bahn im Ziel war. Aber dann ging es los.
Wieder in Lee startend, war Arne schnell in Front und ist dann kaum einzuholen. Wir belegten wieder den 2. Platz vor Torben und Verner V..
Damit standen auch die Preisträger fest: “Pus II” vor “Maltorle” und “Hvorfor det”, da sie in der 2. Wettfahrt besser als die “Sophie Louise” lag.
Nach einem wirklich schönen Segeltag ging es in rauschender Fahrt zurück in den Neustädter Handelshafen, wo man für unsere kleinen Boote immer extra einen Ponton vertäut, damit wir besser an und von Bord kommen.
Auf dem alten Netzplatz der Neustädter Fischer erwartete uns die besondere und für Neustadt typische Atmosphäre mit Festzelt, Baldachindach, Bratwurst- und Crepes-Buden, Bierstand und ? man höre und staune ? Straßenmusikanten. Es ist immer wieder schön in Neustadt!
Abends gab es dann zunächst die Preisverteilung, teilweise in Dänisch als Referenz an die dänischen Gäste. Ich persönlich finde übrigens die Gläser, die es in Neustadt als Preise gibt, mit der eingeschliffenen Silhouette einer klassischen Yacht ausgesprochen geschmackvoll.
Danach ging es an den “Regattaschmaus”, wie es im Programm hieß. Nach 2 Spargelessen in den vergangenen Jahren gab es dieses Mal ein ausgezeichnetes italienisches Buffet. Natürlich bildeten sich anfangs lange Schlangen, da alle hungrig waren und wohl auch Angst hatten, nichts mehr abzubekommen. Diese Angst aber war unbegründet. Es wurde immer wieder aufgefüllt, und mit den vielen Köstlichkeiten im Bauch verkrochen wir uns in die Kojen.
Nachdem wir am Sonnabend wieder das Frühstück genossen und bei der Steuermannsbesprechung genau zugehört hatten, ging es zur eigentlichen Max-Oertz-Regatta wieder auf die Lübecker Bucht. Der Wind hatte aufgefrischt und so manches Boot blieb ob dieser härteren Bedingungen im Hafen. So verstärkte die “Sophie Louise”-Crew die Boote von Torben und Verner Jensen.
Draußen stand eine recht hohe Welle. Es wurde, wie man in Deutschland sagt, eine richtige “Knüppelei”. Zudem war die abzusegelnde Bahn doch für uns recht lang. Aber das ist das Problem derartiger Veranstaltungen. Für kleine Boote ist die Bahn zu lang und für größere Schiffe zu kurz.
Nachdem wir wieder in Lee gestartet waren, ging Arne auf die rechte Seite, was sich als Fehler erwies, da dort mehr Welle stand. Torben und wir segelten gemeinsam einen langen Schlag auf Steurbordbug zur ersten Wendemarke. Kurz davor entschied sich die Wettfahrt. Torben kam von Lee auf Backbordbug und wir mussten ihm ganz knapp Wegerecht geben. Ein enges Unterwenden war mir bei den herrschenden Seegangsbedingungen zu risikoreich. Dann misslang auch noch unsere Wende und Torben war weg. Ihn bei den konstanten Verhältnissen einzuholen oder gar zu überholen, ist nahezu unmöglich. So gewann er die Max-Oertz-Regatta 2008 vor uns und Arne und holte sich auch ein Anrecht auf den Wanderpokal für die kleine Bahn.
Nach einer schnellen Rückreise fanden wir uns alle am Kran wieder. Mit Hilfe aller und in Windeseile standen die Boote wieder auf ihren Trailern.
Zurück auf dem Festplatz waren leider die von den Neustädter Fischern geräucherten Heringsfilets schon ausverkauft. So aßen wir die ebenso gut schmeckenden gebratenen Filets und erfreuten uns an dem Zauberer, der immer eine Schar von Kindern hinter sich her zog.
Mit einer im positiven Sinne zwanglos gestalteten Preisverteilung endete der sportliche Teil. Die teilnehmenden Kinder wurden mit Süßigkeiten belohnt, und die dänischen Freunde erfreuten sich wieder an ihrer Heimatsprache. Allerdings leerte sich das Zelt trotz Live-Musik danach sehr schnell, wohl eine Folge der harten Segelei.
Zum dritten Mal trafen wir uns dann zum Frühstück am Sonntag im Festzelt – dieses Mal sogar mit Rührei -, um danach die zum Teil lange Heimreise anzutreten. Wenn man bedenkt, dass wir für 35 ? 3 Regatten segeln konnten und für die gesamte Mannschaft 3x Frühstück bekamen, war das ein sehr günstiges Preis-/Leistungsverhältnis. Hier wurden offenbar sehr eifrig und mit Erfolg Sponsoren angeworben.
Wer sich für die einzelnen Ergebnisse im Detail interessiert oder wer sich Bilder von der Veranstaltung ansehen möchte, den verweise ich auf die Website www.max-oertz-regatta.de.
Zusammenfassend war die Max-Oertz-Regatta auch in diesem Jahr eine sehr gelungene Veranstaltung. Hier ist ein überaus engagiertes Team am Werk, dem man auch in der Zukunft nur viel Erfolg und eine große Teilnehmerzahl wünschen kann.
Für unsere “Maltorle” jedenfalls steht die Max-Oertz-Regatta 2009 wieder auf dem Programm.

von Hartwig Sulkiewicz

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