RY OPEN 2008

Nach rund 9 Stunden und 700 km Autofahrt kommen wir endlich am Knudsø an. Kaum ist Jasper abgestellt, fährt auch schon Hartwig samt Crew vor und zeigt uns den Weg zur Ry’schen Pizzeria, dem traditionellen Treffpunkt der Deutschen Crews am Freitag Abend. Es wird ein gemütlicher Abend, leider fehlt krankheitsbedingt die Mannschaft der Rikke Rusk. Trotzdem stellen wir Deutschen mit 4 Schiffen in diesem Jahr die größere Anzahl der segelnden Schiffe.

Steffi und ich haben uns entschieden, im Clubhaus zu übernachten. Zurück beim Ry Sejlklub, jeder eine große Pizza im Bauch, treffen wir auf einige der dänischen Crews. Es gibt Jungfern-Hummerschwänze auf Weißbrot mit Majonaise. Arne und Finn sind richtig enttäuscht, dass wir (extra aus Düsseldorf gekommen) nicht zuschlagen. Auch ist mein Brot eindeutig nicht üppig genug belegt – es hätten mindestens 10, wenn nicht 15 Hummerschwänze sein müssen und außerdem fehlt die Majonaise … Das sollte nur ein Vorgeschmack auf die Köstlichkeiten sein, die Finn und seine Frau für die Segler bereit hielten.

Es ist herrliches Segelwetter am kommenden Morgen. Nicht zu viel Wind, aber es verspricht doch noch etwas auf zu briesen und mit ein wenig Pech soll es Nachmittags sogar noch regnen. Abwarten – zunächst einmal auf den “Kran”. Zum ersten Mal in Ry, kennen wir die Variante mit dem LKW-Palfinger-Kran noch nicht. Ein imposantes Schauspiel und sehr rasches Wassern der inzwischen vollständig eingetroffenen 7 Juniorboote beginnt. Alle helfen mit und so können wir schon nach einer knappen halben Stunde alle Masten stellen und uns nach dem Aufriggen auf das Mittagessen und die Steuermannsbesprechung freuen. Finn hat ein Mehrgänge-Buffet-Menü gezaubert und es gibt wieder ausgiebig Fisch. Carsten und die restliche Regattaleitung haben entschieden, dass wir Up-and-Downs segeln werden. Ab 13.00 Uhr bis zur Dunkelheit, so viele Regatten wie möglich. Es sollen 5 werden, mit einem Streicher.
Der erste Start wird von fast allen Seglern verpasst und so segeln wir zunächst in weitem Feld über den Knudsø. Wir sind das einzige Holzboot und haben, wie wir später erfahren sollen, auch noch zu kleine Segel – also wird hinterher gesegelt. Es fängt an böiger zu wehen und schon in der zweiten Runde gibt es an der Luvtonne wieder Gedränge. Wir bleiben das letzte Boot, das über die Ziellinie geht. Im zweiten Rennen schließlich drohen dunkle Wolken und es zieht eine Regen- und Böenwand mit 7 Bft. über den See. Jetzt heißt es fieren und trotzdem Kurs halten. Kaum ist die Wetterwand durchgezogen, werden wir auf der Vorwindstrecke mit einem doppelten Regenbogen und rascher Fahrt belohnt. Mein Stoßseufzer “Ich möchte einmal nicht letzter werden”, wird erhört, denn dank einer vorübergehenden Flautenzone im dritten Lauf, in der Arne sich verkalkuliert hat, gehen wir einmal als vorletzter über die Ziellinie. Nur Torben hatte eine Privatböe, die ihn, wie auch in allen anderen Rennen, als ersten das Ziel erreichen ließ. In Lauf vier und fünf wird heftig gekämpft, vor allem auf den hinteren Rängen. Unser Sparringspartner ist die Wendy. Es beginnt tatsächlich schon zu dämmern, als wir wieder in den Hafen einlaufen. Der Wetterbericht spricht von einem durchziehenden Sturm mit viel Regen von der Westküste in der kommenden Nacht. Na, jetzt sind wir erst einmal alle geschafft von dem fast – sieht man einmal von der Wetterfront im zweiten Lauf ab – regenfreien Segeltag. Finn begrüßt uns wieder mit mehrgängigen Leckereien, von denen die wärmende Suppe alle gekühlten Lebensgeister wieder erstehen läßt. Da keiner der Deutschen Dänisch spricht, werden die Regatten meist auf Englisch kommentiert. Wir erfahren, dass unsere Fock viel zu klein und das Groß erstens auch zu klein und zweitens viel zu alt für Regatten ist. Das sollten wir ändern, wird uns dringend empfohlen, denn wir seien ja sonst ganz gut mitgekommen. Müde, weinselig und herrlich gesättigt legen wir uns so gegen 23.00 Uhr auf die Isomatten. Es hat schon angefangen kräftig zu regnen.

Sonntag Morgen: Dauerregen und kein bisschen Wind. Über Nacht hat es wirklich sehr geweht, Jasper hat sogar einen Pfahl gezogen. Um 10.30 Uhr wird abgeschossen, denn es ist nach wie vor windstill und frühestens Mittags soll wieder Wind kommen. Kurz bevor der Kran kommt, reißt der Himmel auf. Bei Sonnenschein und einsetzendem Wind werden die Juniorboote abgeriggt und auf die Trailer verladen. Und dann wird nochmal geschossen. “Finn Laden” alias “Finn Pedersen” hat seine Apfelsinenkanone ausgepackt und schießt mit Apfelsinen und Haarspray als Treibsatz. Stolz zeigt er uns die Schablone, die er mit in den Supermarkt genommen hat, um Apfelsinen korrekten Durchmessers zu kaufen. – Ein herrlicher Spaß, wie überhaupt die ganze Regatta. Es gibt wieder ein mehrgängiges Büffet mit Jungfern-Hummerschwänzen, geräuchertem Aal, Tafelspitz und Nachtisch. Man könnte meinen, es ist ein kulinarisches und kein sportliches Seglertreffen – aber das schließt sich ja nicht aus.

Torben wird erster, Arne zweiter und Hartwig dritter. Außerdem gibt es noch den Maltorle-Preis, den Torben, obwohl er ihn nach dessen Regeln behalten dürfte, da er schon fünf mal in Ry gewann, weiterführen will; schließlich sind ja noch Messingschilder auf dem Preis frei. Und dann erhält Torben auch noch den World Cup, weil er in 2008 das erfolgreichste Juniorboot segelte.

Da Arne in Frederikshavn noch einen Satz gebrauchter Regattasegel zu verkaufen hat und wir auch am Montag noch frei haben, fahren wir zunächst nach Norden statt nach Süden. In der kommenden Saison wird, diesmal mit vernünftigen Segeln, wieder angegriffen. Wir hoffen auf ein mindestens ebenso großes Feld zur Ry Open 2009.

von Enno Peters

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