Ein kleiner Klassiker feiert sein 75jähriges Jubiläum
Beginnen wir das Porträt dieses kleinen Klassikers mit einer Diskussion über seinen Namen. Fragt man in Dänemark nach einem Folke Junior, wird man meist ungläubig angeschaut. Dort kennt man nur ein “KDY 15 kvm juniorbåd” oder kurz Juniorbåd. Die Erläuterung zu dieser Bezeichnung finden wir später.
In Deutschland hat sich der Name “Folke Junior” eingebürgert, da im Wasser liegend seine Ähnlichkeit mit dem 1942 konstruierten Nordischen Folkeboot in der Tat verblüffend ist. Das Unterwasserschiff hat aber gänzlich andere Linien. Sehr plastisch hat Dieter Loibner in seinem Buch über das Folkeboot seine erste Begegnung mit einem Folke Junior geschildert. Als er mein Boot anlässlich des Goldpokals 2000 in Eckernförde sah, wusste er nicht, ob er um 18.00 Uhr schon zuviel Bier getrunken hatte oder ob ein Folkeboot zu heiß gewaschen worden war. Nun, ich habe ihn aufgeklärt über die – salopp ausgedrückt – kleinere, aber sehr viel ältere Schwester des Folkebootes.
Ein weiterer “Familienangehöriger” ist das noch etwas kleinere “Sternboot”. 1913 suchte man in Göteborg ein Boot für die Jugend und aus einem Konstruktionswettbewerb ging ein Janne Jacobsen mit eben diesem Boot als Sieger hervor. Es durchlief in Schweden einen ähnlichen Lebensweg wie das Juniorboot in Dänemark.
Da der Folke Junior insbesondere im Binnenland, wo auch viele Freundeskreisler zu Hause sind, relativ unbekannt ist, hier eine kurze Vorstellung:
Bei einer Länge von 5,70 m, einer Breite von 1,75 m und einem Tiefgang von 0,90 m verdrängt er ca. 700 kg und lässt sich ohne Probleme trailern. Ein Heissstrop erleichtert das Kranen, und eine Segelfläche von 15 qm bei einer Segeltragezahl von 4,37 gibt ihm ausreichenden Vortrieb. Ein Spinnaker ist, bedingt durch die Takelung mit einem Vorstag, aber ohne Achterstag nicht vorgesehen. Der Ballastanteil beträgt etwa 40 %.
Das Boot eignet sich ausgezeichnet für Tagestouren, aber mit der Schlupfkajüte und Hilfe einer “Kuchenbude” lassen sich auch längere Fahrten im Küstenbereich durchführen, wie entsprechende Reisen zeigen. Auch lässt es sich sehr gut einhand segeln.
Als Langkieler dreht der klinkergebaute Folke Junior zwar nicht “auf dem Teller”, aber diese Rumpfform verleiht ihm die an dieser Stelle nicht weiter zu diskutierenden Vorteile klassischer Linien. Unter dem harmonisch strakenden Rumpf ist eine langgestreckte Kielflosse mit Totholz und Eisenballast untergebolzt, an der auch das hinter dem Spiegelheck angehängte Ruder befestigt ist.
Mast und Baum sind aus Holz. Getakelt ist das Boot mit Fock- und Vorstag, Ober- und Unterwanten sowie Backstagen, die fest oder verstellbar angebracht werden können. Rutscher am Grosssegel verhindern, dass sich das Tuch beim Setzen oder Bergen unkontrolliert ins Wasser verabschiedet.
Auf den Querduchten sitzt man bei moderaten Winden tief und geschützt im Cockpit und kann dort auch bei auffrischender Brise sitzen bleiben, ohne sich gleich hektisch auf die Kante begeben zu müssen, um Schlimmeres zu vermeiden. Auch die Mitnahme kleinerer Kinder birgt keine Probleme, zumal die gemäß Klassenvorschrift eingebauten Auftriebskörper die Unsinkbarkeit gewähren, falls doch eine Böe unterschätzt oder die Grossschot nicht rechtzeitig gefiert wurde.
Kommen wir zur Geschichte unseres Jubilars. Im Jahre 1927 dachte im Kongelig Danske Yachtklub (KDY) ein Ausschuss intensiv über die Bildung einer Jugendabteilung nach, die schließlich im Dezember des Jahres auch offiziell gegründet wurde. In Kopenhagen beobachtete man interessiert die sehr aktive Jugendabteilung des GKSS in Göteborg, bei dem die Eltern den hoffnungsvollen Sprösslingen ein für sie geeignetes Jugendboot kauften.
Ein Mitglied dieses Ausschusses war der Bäckermeister Valdemar Nielsen, ein bekannter und auch erfolgreicher Regattasegler. Im Sommer 1927 unternahm er eine Sommertour nach Göteborg, informierte sich eingehend über die dortige Jugendabteilung und kam mit einem kleinen Boot namens “Eiden” im Schlepp zurück.
Dabei handelte es sich um ein Pøjkbåt (Jungenboot), das der schwedische Konstrukteur Erik Salander im Jahre 1926 gezeichnet hatte. Dieses Spiegelheckboot war für damalige dänische Verhältnisse absolut ungewöhnlich, da man entweder im Kutter oder Spitzgatter segelte. Insofern meinte ein gewisser Kammerjunker Lindholm unter Hinweis auf das Spiegelheck: “Die sehen sehr gut aus, aber sie gleichen etwas in den Hintern geschossenen Vögeln.” Aber es war für damalige Verhältnisse schon eine Besonderheit mit seiner leichten Konstruktion, seiner schmalen Wasserlinienbreite, dem kurzen Kiel und der grossen Segelfläche. Es war Sport betont und sollte die Jugend der Zeit ansprechen. Wie gesagt, wir schrieben das Jahr 1927.
Der KDY bat den Konstrukteur um einige Änderungen, um das Boot noch leichter und damit lebhafter werden zu lassen. So wurde das Kielgewicht um 100 kg auf die heute noch vorgegebenen 275 kg verringert. Daraufhin erwarb der KDY die Zeichnungen und die Rechte an den Boot von dem Konstrukteur.
Auch wenn das Boot damals “nur” 1000 Kronen kosten sollte, waren die Eltern der Jugendlichen nicht bereit, ihren Söhnen (die Mädchen wurden erst 1942 in die Jugendabteilung des KDY aufgenommen (!)) wie in Göteborg ein solches Boot zu spendieren. So bestellte eine Gruppe von KDY-Mitgliedern 4 Boote beim Bootsbauer Svend Svendsen in Kastrup, die im Frühjahr 1928 geliefert wurden. Im Sommer wurden sie eifrig und zur vollsten Zufriedenheit auf dem Øresund gesegelt. Zudem stellte Valdemar Nielsen seine importierte “Eiden” zur Verfügung. Insofern gilt das Jahr 1928 als Geburtsjahr für das KDY 15 kvm juniorbåd, womit wir auch den dänischen Namen erläutert haben – für die Junioren des KDY ein Boot mit einer Segelfläche von 15 qm.
Es entwickelte sich ein reger Kontakt zwischen den Jugendlichen aus Kopenhagen und Göteborg. Das Boot erwies als ausgesprochen geeignet für die Ausbildung des seglerischen Nachwuchses. Und so kam es, dass schon bald auch andere Clubs Interesse an dem neuen Bootstyp zeigten. Zunächst bekam der Hellerup Sejlklub (H.S.) von KDY die Genehmigung, Boote zu bauen. Auch dieser erweiterte seine Flotte, und so segelten 1930 insgesamt 9 Juniorboote aus 2 Clubs auf dem Sund Regatten, für die damalige Zeit bemerkenswert.
In den Folgejahren kamen schnell weitere Clubs hinzu, so z. B. die Yachtklubben in Furesøen und Århus sowie der Kolding Sejlklub. Auch bauten bis zum Kriege vereinzelt Privatleute Folke Junioren, so dass sie sich schnell über ganz Dänemark verteilten. Das Boot wurde und wird heute wohl auch noch als typisch dänisch angesehen. In Vergessenheit geraten ist dabei, dass es von einem Schweden konstruiert wurde.
Da sich das Boot als zu luvgierig erwies, wurde bereits 1931-1932 der Segelplan geändert. Der Kopf der Fock wurde nach oben versetzt, wodurch sie größer wurde. Der Großbaum, der ursprünglich über das Heck hinausragte – man erinnere sich an das Konstruktionsjahr – wurde verkürzt. Das Resultat dieser Änderungen war ein gut segelndes Boot mit einem harmonischen Segelplan.
Im Jahre 1947 segelten etwa 120 Boote, verteilt über nahezu alle Landesteile Dänemarks. Diverse Werften im ganzen Land bauten sie auch in den Folgejahren, so auch die bekannte Walstedwerft in Svendborg. Doch waren die Boote nicht so baugleich, wie man es sich vorstellte. Zum Teil lag es an den Bootsbauern, die die Vorschriften nicht so genau nahmen oder einfach am Pfusch bei den Eigenbauten. Meistens waren aber die zunehmenden privaten Eigner Schuld, die etwas Geschwindigkeit förderndes “ausprobieren” wollten. Warum soll es bei den Folke Junioren anders als in anderen Klassen sein?
Während eines Treffens der dänischen und schwedischen Sund-Clubs im Frühjahr 1947 legte der H. S. einen Vorschlag für die Klassenbestimmungen vor. Bis auf den KDY, der die Rechte an der Klasse besaß und sich Bedenkzeit ausbat, stimmten alle Clubs zu. Der KDY und der H. S. überarbeiteten den Vorschlag, dem zum Jahreswechsel von allen Clubs zugestimmt wurde. Sollte in Zukunft ein Juniorboot gebaut werden, musste der Bootsbauer in jedem Fall die Zeichnungen und eine Baubeschreibung vom Sekretariat des KDY anfordern und sich daran halten, wollte er später ein Klassenzertifikat haben.
Doch auch in den Jahren danach entwickelte sich der Folke Junior weiter. 1953 wurde der Mast in gebauter Ausführung zugelassen und der Großbaum konnte in flacher Form gebaut werden. Für die Auftriebskörper, bis dahin aus galvanisiertem Dünnblech gefertigt, wurden Schaumstoffe zugelassen. Damit entfiel das dumpfe “Blob” am Morgen, wenn sich die blechernen Körper durch die Wärme der Morgensonne ausdehnten, ein Geräusch, an das sich der Verfasser noch gut erinnert. Die Pinnenverlängerung wurde 1954 zugelassen.
Ursprünglich war das Juniorboot ein Clubboot, so dass man über viele Jahre die clubeigenen und die privaten Boote getrennt Regatten segeln ließ. Doch der Anteil der privaten Eigner wuchs immer mehr. Zur Unterscheidung beschloss man 1957, dass die Privatboote einen Strich unter dem “J” im Segel haben mussten.
Ende der 50er Jahre tauchten die Dacron-Segel auch bei den Juniorbooten auf. Auch hier reagierten die Sund-Vereine, indem sie dieses neue Segeltuch für Clubboote ab Sommer 1963 und für Privatboote ab Sommer 1961 bei Regatten zuließen. Schon damals waren die Vereinskassen wohl nicht sehr gefüllt. Auch wurde nun rostfreier Stahl für die Beschläge zugelassen.
Eine weitere Überarbeitung der Klassenbestimmungen erfolgte 1964, wobei nun auch Repräsentanten der Privateigner, auf die später noch eingegangen wird, mitwirkten. Mit der Überarbeitung ging einher, dass der KDY seine Rechte an der Klasse der Dansk Sejlunion (D. S.) übertrug, die bis heute über die Klasse wacht.
Die Entwicklung im Bootsbau beeinflusste auch unseren kleinen Klassiker. Holzboote wurden im Vergleich zu den GFK-Booten zu teuer, was den Fortbestand der Klasse ernsthaft gefährdete. Die letzten Holzboote für den KDY z. B. wurden 1965 in Horsens gebaut, und 1973 hörten die Jugendlichen dort ganz auf, Juniorboote zu segeln.
Dieses Mal waren es nicht die Clubs, sondern die Privateigner, die die Initiative ergriffen. Nach vielen Abstimmungen mit der D. S. kam im Herbst 1978 von dort die Genehmigung, Juniorboote entsprechend den neu erarbeiteten Baubestimmungen aus GFK herzustellen. Für Anhänger klassischer Yachten sicher ein schmerzlicher Schritt, für den Erhalt der Klasse aber unabdingbar. Entscheidend wirkte hier die Walsted-Werft mit, die ein besonders herzliches Verhältnis zum Juniorboot hat. Wie bei den Folkebooten wurde eine Form von einem neueren Holzboot abgenommen und Ejvinds Bootswerft in Svendborg baute die Boote. Doch leider musste aus wirtschaftlichen Gründen die Produktion nach etwa 25 Booten eingestellt werden. Diese Boote sind heute als Gebrauchtboote sehr begehrt.
Damit stellte sich aber wieder die Frage nach dem Überleben der Klasse, zumal der Bestand der Holzboote wegen ihres zunehmenden Alters immer stärker schrumpft bis hin zu einer für Segler traurigen Zweckentfremdung als Sandkasten in einem Kindergarten. Seit 2003 baut nun der begeisterte Folke Junior-Segler Kaare Weber auf seiner Werft in Skive wieder Boote auf Bestellung. Er hat sich die Form von John Walsted geliehen. Das erste Exemplar mit der Segelnummer 431 konnte auf der Bootsausstellung in Fredericia bewundert werden. Damit ist der Fortbestand der Klasse zunächst einmal gesichert, zumal es die Neubauten in der ansprechenden Kombination von GFK-Rumpf mit Holzausbau gibt.
In Dänemark war der Folke Junior das erste eigentliche Jugendboot. Gemeinsam mit dem Optimisten bildete er die Basis für das explosive Wachstum des Segelsports in den 60er und 70er Jahren. Viele auch international sehr erfolgreiche dänische Segler haben sich auf ihm die ersten Sporen auf dem Wasser verdient. Hochrangige Regatten und emotional geladene Clubwettkämpfe wurden ausgetragen. So manche Segeltour mit dem kleinen Kielboot hinterließ bleibende Erinnerungen. Noch heute haben deshalb dänische Segler ein besonderes Verhältnis zum Folke Junior, und ein dänischer Hafenmeister findet trotz eines total überfüllten Hafens für ein Juniorboot immer noch einen Platz.
Erst mit dem Erscheinen von Ynglings und der 606er um 1970 herum erlosch das Interesse der Clubs am Juniorboot. Sie waren lange Zeit die eigentlichen Betreiber dieser Jugendboote. So hatte man in Hellerup bis zu 25 Juniorboote unter dem Stander, gefolgt vom KDY mit 15 und Århus mit 10 Einheiten.
Wie bereits geschildert, wuchs im Laufe der Geschichte zunehmend der Einfluss der Privateigner in der Klasse, während sich die Clubs zurückzogen. Deshalb wurde 1963 der J-Klubben gegründet, die heute noch existierende Klassenvereinigung. Auf ihre Initiative hin wurde 1965 zu ersten Mal und bis heute ununterbrochen jährlich eine offizielle dänische Meisterschaft ausgesegelt. Eine kleine Pointe am Rande: Die Boote der Privateigner dürfen seitdem den Begriff “Juniorbåd” in der Klassenbezeichnung eigentlich gar nicht führen, denn der sollte nach damaliger Lesart den Clubbooten vorbehalten bleiben. Nur gibt es heute wohl keine vereinseigenen Boote mehr und die alleinige Klassenbezeichnung “KDY 15 kvm” klingt nicht gerade elegant, so dass man gemeinhin von einem Juniorbåd spricht. Seit seiner Gründung arbeitet der J-Klubben zusammen mit der D. S. in kleinen Schritten an der weiteren Entwicklung des Folke Juniors, ohne dabei den Charakter des Schiffes aus dem Auge zu verlieren.
Mit dieser “Privatisierung” einher ging auch eine Altersverlagerung der Anhänger des Folke Juniors. Obwohl durchaus auch heute noch aktiv, stellen über alle Grenzen hinweg nicht so sehr Jugendliche das Gros der Besatzungen, sondern Seglerinnen und Segler gesetzteren Alters.
Eigentlich ist in einer Chronik kein Platz für Entschuldigungen, aber in Deutschland hat es mit der Entwicklung in Dänemark vergleichbare Verhältnisse (leider) nie gegeben. Eine Klassenvereinigung als Hüter auch historischer Unterlagen wurde nie gegründet. Insofern entspringen die folgenden Zeilen allein meinem Wissen, das sich im Laufe der Jahre angesammelt hat, aber keineswegs den Anspruch auf Vollständigkeit erhebt. Wenn jemand dabei Lücken entdecken sollte, wäre ich froh, dieses Defizit mit seiner Hilfe auffüllen zu können. Für jeden Hinweis bin ich dankbar.
Über Folke Junioren-Aktivitäten in der Zeit vor dem Kriege ist nichts bekannt. Doch danach entdeckten auch vereinzelt deutsche Segler das kleine Kielboot bei unseren nördlichen Nachbarn und importierten es. So fand man vornehmlich an der gesamten Ostseeküste von Lübeck bis Flensburg hier und da in den damals noch kleinen Häfen Folke Junior-Boote.
Eine größere Flotte existierte in den 60er Jahren beim Segelclub Eckernförde (SCE), wo insgesamt 9 Boote dieses Typs beheimatet waren. Auch in Flensburg segelten damals einige Folke Junioren, wegen der Nähe zu Dänemark wohl verständlich. Leider war der Kontakt zwischen den beiden Flotten nur von kurzer Dauer. Die im Vergleich zu heute fehlende Mobilität mit Auto und Trailer liess so manchen guten Willen schnell im Keim ersticken. Das war sicher auch der Grund, warum zum Einen keine weiteren Verbindungen innerhalb Deutschlands und zum Anderen keine Kontakte nach Dänemark geknüpft wurden. Als Kielboot lässt sich ein Folke Junior eben schwerer transportieren als eine Jolle, und der Pirat war damals das Jugendboot auch für die Ausbildung in Deutschland schlechthin. Dennoch besaß die Schulungsgruppe des Kieler Yachtclubs (KYC) von 1968 bis 1972 einen Folke Junior.
Während in Dänemark Werften im ganzen Land Holzboote bauten, hat in Deutschland meines Wissens nur die Rathje-Werft in den 60er/70ger Jahren einige Folke Junioren kommerziell vom Stapel gelassen. Sicher sind auch einige Eigenbauten entstanden. Sie wurden aber nicht offiziell bei der D. S. registriert.
Beachtliche Touren wurden in all den Jahren von deutschen Seglern mit Folke Junior-Booten durchgeführt, vornehmlich im Ostseeraum.
Hier ein schöner Törnbericht aus den 60ern dazu
Aber selbst an der französischen Atlantikküste traf man Segler des kleinen Klassikers, wo das Boot wegen seiner für dortige Verhältnisse so atypischen Konstruktion viel Aufsehen erregte.
In den 70er Jahren fanden sich an der Alster, und hier insbesondere beim Hamburger Segelclub (HSC), Freunde des Juniorbootes. Bis zu 14 Boote waren dort beheimatet, die sogar eine eigene regionale Klassengemeinschaft bildeten. Diese gibt es in loser Form heute noch und beim HSC sind immerhin noch 7 Boote aktiv.
Dort wurde auch bis 1994 eine Klassen bezogene Folke Junior-Regatta veranstaltet, zu der 1988 auch dänische Segler kamen. Das damals als Gastgeschenk mitgebrachte Halbmodell wird heute bei den “Hamburger Summer Classics” ausgesegelt. Doch leider schlief dieser grenzüberschreitende Kontakt wieder ein.
Er wurde wiederbelebt, als ich im Jahre 1994 wieder meine Liebe zum Folke Junior entdeckte und mir in Dänemark ein GFK-Boot kaufte, nachdem ich als Jugendlicher zu der erwähnten Eckernförder Flotte gehörte. Nach der Überwindung einiger administrativen Hürden konnte ich 1996 zum ersten Mal an der nun offen ausgeschriebenen Dänischen Meisterschaft teilnehmen. Seitdem bestehen sehr gute Kontakte zu unseren nördlichen Nachbarn. Zu vielen auch kleineren Regatten sind seitdem deutsche Folke Junior-Segler gen Norden gereist, obwohl der Fahraufwand immens ist. Als Höhepunkt nahmen in diesem Jahr 5 deutsche Boote an der offenen Dänischen Meisterschaft teil. Die Ergebnislisten der letzten Jahre zeigen, dass sie durchaus mithalten können. Einige deutsche Segler sind mittlerweile auch Mitglieder im J-Klubben.
Nach wie vor ist die kleine deutsche Flotte bis auf Hamburg über die ganze Republik verteilt, zumeist allerdings im Ostseeraum. Insofern entwickelten sich auch keine Klassen bezogenen Regattaaktivitäten. Folke Junioren nahmen aber in den letzten Jahren mit Erfolg an den Klassikerregatten vornehmlich in Laboe und Hamburg teil.
Doch glücklicherweise wurde in diesem Jahr die Hamburger Flotte wieder verstärkt aktiv. Unter der neuen “Flottenchefin” Rosemarie Mai, tatkräftig unterstützt von der gesamten Flotte und insbesondere von Irmgard Reincke, wurde beim HSC eine Internet-Seite eingerichtet. Insbesondere aber rief sie mit SEASONS END eine Folke Junioren-Regatta auf der Alster ins Leben, die Anfang September ausgetragen wurde. Mit insgesamt 16 Booten kam ein für diese kleine Klasse, deren Segler nicht unbedingt zu den Regattaenthusiasten zu rechnen sind, sehr beachtliches Feld zusammen. Darunter waren 4 dänische Boote mit dem amtierenden Meister an der Spitze. Dadurch wurden die Kontakte zwischen den Seglern beider Länder weiter vertieft. Viele Segler lernten sich zum ersten Mal persönlich kennen, so dass diese Wettfahrtserie sehr zum Zusammengehörigkeitsgefühl innerhalb der Klasse beigetragen hat. Der Erfolg in diesem Jahr ermutigt, SEASONS END nicht nur in 2004, sondern auch in den Folgejahren zu wiederholen – als sportliches Treffen der Folke Junior-Segler in Deutschland.
Ich sprach von einer kleinen Klasse. Seit einigen Jahren “sammele” ich auch in Hinblick auf das Register klassischer Yachten in unserem FKY die Folke Junior-Eigner in Deutschland. Bislang sind bei mir über ein entsprechendes Meldeformular 28 Boote mit gesicherten Daten registriert. Es gibt sicher noch einige Boote mehr bei uns, und ich würde mich sehr freuen, wenn – auch ausgelöst durch diese Abhandlung – mein Register weiter wachsen würde.
Über eine weitere Verbreitung des Bootes über die Grenzen Deutschlands und Dänemarks hinaus ist nur bekannt, dass auch einige Boote in den USA existieren, zu deren Eigner ich Kontakt hatte.
Zum Schluss sei aus der dänischen Abhandlung über die Geschichte des Folke Juniors zitiert: “Das Juniorboot wendet sich an ein breites Publikum, das es liebt, kleine Boote zu segeln. Ob man Regatten oder Touren segeln will, ob man jung oder alt ist, Anfänger oder erfahrener Segler – alle können Freude an dem Boot haben.” Dem ist eigentlich nichts hinzuzufügen.
von Hartwig Sulkiewicz